Ecco Le Marche

Anläßlich der Tage des offenen Denkmals (FAI) besuchten Blogger-Freundin Isabelle und ihr Eisenbahn-begeisterter Mann Erik das Museo Didattico della Vaporiera (zu Deutsch etwa Dampfwerkmuseum) in der Papierstadt Fabriano.

Seit 1866 fuhren Züge auf der Strecke Falconara – Foligno (Umbrien) mit Dampfloks durch Fabriano. Eigentlich wollte man sogar eine Linie Ancona – Rom, aber der damalige Papst Gregor XVI. lehnte dies ab und die Region Marken stand zu der Zeit noch unter päpstlicher Herrschaft. Sein Nachfolger, Papst Pius IX., der in Senigallia geboren wurde, gab jedoch seine Zustimmung. In der Folge gab es sogar noch mehr Strecken: Fabriano – Urbino und Fabriano – Civitanova Marche wurden gebaut.

Allerdings wurde der ursprüngliche Bahnhof 1944, während des 2. Weltkrieges, schwer beschädigt, so dass etwas weiter entfernt ein neuer gebaut wurde. Der alte Bahnhof und seine Nebengebäude dienten seitdem als Lager- und Reparaturräume für die Züge.

Am 11. Mai 2019 wurde dann in diesen Gebäuden zunächst ein kleiner Teil des Dampfwerk-Museums eingeweiht, das Isabelle und Erik vor kurzem besichtigten.

Für die Zukunft plant man ein größeres Museum, in dem auch alte Dampflokomotiven und andere alte Züge ausgestellt werden, so dass künftige Generationen die Geschichte der italienischen Eisenbahnen erfahren können. Die Gebäude wären ideal dafür.

Heutzutage sind hauptsächlich verschiedene Gegenstände ausgestellt, die im Laufe der Jahre im Zusammenhang mit italienischen Eisenbahnen gesammelt wurden. Giancarlo Bonafoni, Vorsitzender der DLF (Dopo Lavoro Ferroviaria), einem Verband für pensionierte Eisenbahner, erzählte während der Führung durchs Museum von seinen eigenen beruflichen Erfahrungen.

Verschiedene Signalanlagen, wie zum Beispiel die, die noch bis 2018 im Bahnhof Montecarotto in Betrieb waren, begrüßen die Besucher beim Eintritt.

Isabelle, die selber in einer Familie ohne Auto aufgewachsen ist, erinnert sich, dass sie früher oft mit dem Zug gereist sind, um ihre italienischen Verwandten im Piemont zu besuchen. Hier im Museum erkannte sie so viele Gegenstände aus ihrer Jugendzeit wieder!

Besonders interessant fand sie den Raum mit den Kommunikationseinrichtungen. Heute wird das meiste zentral oder automatisch erledigt, aber früher musste der Bahnhofsvorsteher häufig per Telefon oder Telegraph im Morsecode informiert werden, bevor ein Zug durchfuhr.

Die ganze Entwicklung haben wir alte Boomer-Generation ja miterlebt: vom Telegraphen über Telex und Fax bis hin zum Computer!

Es gab sogar einen Laptop der ersten Generation und im Kontrast dazu ein modern(er)es Smartphone.

Und auch ältere Telefone durften nicht fehlen:

Einer der sehr jungen, freiwilligen Führer durchs Museum erzählte mit großem Ernst, dass das Wahlscheibentelefon ein sehr, sehr altes Telefon sei, bei dem man doch tatsächlich die Wählscheibe drehen musste, um jemanden anzurufen. Isabelle und ihr Mann lachten herzlich – schließlich kannten sie so ein Telefon noch aus ihrer Jugend, auch wenn das für den jungen Mann eher wie ein Gerät aus grauer Vorzeit zu sein schien.

Die italienische Eisenbahn beschäftigte sogar einen eigenen Arzt, dessen Arbeitswerkzeuge ebenfalls ausgestellt waren:

Im Winter wärmte sich der Stationsvorsteher an einem Holz- oder Kohleofen:

Die beiden entdeckten schließlich etliche Gegenstände, die einst Kommissar Montalbano gehörten, der ein leidenschaftlicher Sammler von allem war, das mit der Eisenbahn zu tun hatte. Im Museum hat seine Sammlung einen schönen Platz gefunden.

Und, nein!, es handelt sich nicht um den allseits bekannten Commissario Montalbano, den der Schriftsteller Andrea Cammilleri erfunden hat und der auf Sizilien ermittelt, sondern um Baldassarre Montalbano, genannt Baldo, der auch tatsächlich 1930 auf Sizilien geboren ist. Er hatte auch in der Tat viele Jahre lang das Amt des Kommissars inne – allerdings in Fabriano! Er verstarb 1993.

Alles in allem, eine tolle Zeitreise. Bleibt zu hoffen, dass der ehrgeizige Museumsausbau tatsächlich irgendwann realisiert wird und die Pläne nicht, wie so oft, in der Schublade verstauben.

Das Museum wird zur Zeit von Freiwilligen des DLF-Vereines betrieben, so dass es nur auf Anfrage öffnet. Jeder, der in nostalgischen Erinnerungen an das Bahnwesen von früher schwelgen möchte, darf sehr gerne einen Besichtigungstermin vereinbaren unter:

Festnetz: +39 0732 24256
Mobiltelefon: +39 347 7792828
E-mail: dlffabriano@dlf.it

Die Adresse ist: Viale Serafini 84b 60044 Fabriano (AN), hier die Facebookseite des Vereins.

Wer darüber hinaus eine nostalgische Bahnfahrt von Fabriano nach Pergola erleben möchte, findet mehr Informationen in unserem Artikel über diese Reise.


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