Ecco Le Marche

Der Monte Catria ist berühmt für seine schöne, unberührte Landschaft und für die dort frei lebenden Pferde der Catria-Rasse. Im Oktober, wenn die Pferde aus den Bergen ins Tal getrieben werden, findet ihnen zu Ehren im kleinen, reizvollen Ort Cantiano ein großes Pferdefest statt.

Letztes Jahr war ich dort und kann Euch einen Besuch wärmstens empfehlen!

Die Catria-Pferde

Es handelt sich dabei um eine eigene Rasse, die ihren Namen vom Monte Catria erhalten hat. Die erste schriftliche Erwähnung dieser robusten und ausgeglichenen Tiere stammt aus dem Jahre 1000 nach Chr., wo die Tiere im mächtigen Kloster Fonte Avellana für den Verkauf gezüchtet wurden. Unter den Herzögen von Montefeltro im 12. bis 15. Jahrhundert wurden sie in der Gegend von Urbino als Reit- und Kriegspferde genutzt. Ihre Verlässlichkeit und Trittsicherheit machten sie zu beliebten Arbeitspferden in unwegsamem Gelände, zum Beispiel für die Wald- und Holzwirtschaft.

Doch durch den zunehmenden Einsatz von Maschinen wurden sie als Arbeitstiere immer weniger benötigt und gerieten nach dem 2. Weltkrieg fast in Vergessenheit. Erst in den 1970er Jahren wurden sie wiederentdeckt und als Teil des kulturellen Erbes der Gegend geschätzt. Zwischendurch hatte man sie mit Maremmani- und Franches-Montagne-Rassen gekreuzt, aber seit 1989 bemüht sich die Vereinigung der Catria-Pferde-Züchter (A.A.C.C.) wieder um eine Reinzucht, um möglichst den ursprünglichen Typus zu erhalten.

Etwa 150 von diesen Tieren leben, so habe ich gelesen, im Sommer frei in den Bergen um den Catria. Sie sind in der Regel braun mit schwarzer Mähne, aber es gibt vereinzelt auch Rotbraune und Füchse, allerdings keine Schecken. In den kälteren Monaten halten sie sich am Fuße des Monte Catria auf, während sie zwischen Juni und Oktober in höher gelegene Gebiete ziehen. In den Bergen vermehren sie sich noch natürlich und ziehen ihre Fohlen in Freiheit groß.

Im Oktober werden sie ins Tal getrieben und die Züchter entscheiden, was mit den einzelnen Tieren geschieht: Einige werden verkauft, andere bleiben noch, bis sie ausgewachsen sind oder weil sie zur Weiterzucht verwendet werden. Einige werden auch für die Fleischproduktion geschlachtet: In Cantiano gibt es noch einen Pferdemetzger.

Cantiano Fiera Cavalli – die Messeveranstaltung

Ich habe das Fest letztes Jahr besucht: Es findet auf dem weitläufigen Gelände eines Reitsportzentrums in Chiaserna, einem kleinen Ort etwa 4 Kilometer außerhalb von Cantiano, statt. Auf der SP50 Straße, die durch den Ort führt, geht es dann nur langsam voran, aber ich kann einen Parkplatz im Ort unweit der Fiera finden. Etwas weiter haben sie zusätzlich eine Wiese zum Parken geöffnet und ein Shuttlebus verkehrt zwischen Fest- und Parkplatz.

Schon am Eingang zum Fest sehe ich viele Pferde und Maultiere in kleinen Koppeln stehen und viele Leute, von Fachleuten bis zu Familien mit Kindern, scharen sich an den Zäunen, um die Tiere zu bewundern.

Das Fest ist nämlich eine Mischung aus Pferdemarkt, Zusammenkunft von Züchtern und Fest für alle. Entsprechend vielfältig ist das Programm: Es gibt Kutschfahrten, Reitvorführungen, Ponyreiten für Kinder, Fachvorträge, Reitershops und – natürlich! – Musik, Essensstände und einen kleinen Mercatino (Marktstände mit lokalen Produkten).

Ich schaue mir eine Vorführung an, bei der die Pferde, wie in alten Zeiten, mit Holz be- und entladen werden. Im großen Reitstall ist gerade nichts los, aber um die Ställe herum tummeln sich kleine und große Pferdefreunde. Ein großer Reitplatz draußen hat diverse Hindernisse, wie Brücken, eine Wippe, Wasserlöcher und ein Portal mit flatternden Bändern, sodass potenzielle Käufer:innen die Pferde auf ihre Robustheit testen können.

Eine schöne Frau im schwarzen, spanisch anmutenden Reitkostüm, schreitet auf ihrem weißen Pferd majestätisch durch die Menge. Etwas später sehe ich einen Reiter, der aussieht, wie ein Cowboy.

Die Festa – Vergnügen für alle

Der Vergnügungsteil des Festes ist etwas von den Pferdekoppeln entfernt, um die Tiere nicht zu stören. Hier gibt es Hüpfburgen für Kinder, Schießbuden und lokale Verkaufsstände. Mich zieht es natürlich zu den Essensständen: Neben den üblichen Paninis, Crescias und Nudelgerichten gibt es lokale Spezialitäten, die man nicht so häufig findet: Schnecken mit Fenchelwürzung, Coratella (Lammherz), Innereien und Pferdefleisch als Wurst, Steak oder Ragout.

Ich nehme mir Crostini mit Trüffeln und leckere Pasta mit Tomatensauce.

Dann stromere ich noch etwas herum: an den Verkaufsständen gibt es lokale Brote, Käse, Schinken, Trüffel, Steinpilze und hausgemachte Süßwaren.

An einem Stand steht ein Bersagliero (italienischer Infanterie-Elitesoldat) in traditioneller Tracht mit dem typischen Hut mit Auerhahnfedern:

Vor einer Bühne gibt es eine Squaredance-Vorführung: Ich habe schon auf einigen Festen gesehen, dass einige Italiener ganz gerne den amerikanischen Reihentanz praktizieren, aber hier auf der Pferdemesse passt er natürlich besonders gut hin. Später werden sie sogar noch einen Mini-Kursus in Squaredance anbieten.

Der Tag geht zur Neige und das weite Tal hüllt sich in schönes Abendlicht. Ein letzter Blick auf die robusten, gutmütigen Catria-Pferde und ich mache mich auf den Heimweg.

Tipps

Die Cantiano Fiera Cavalli findet immer an zwei Sonntagen Mitte Oktober statt. Im Jahr 2024 ist das am 13. und am 20. Oktober. Auf der Facebook-Seite und auf der Instagram-Seite zum Fest wird es immer ein paar Wochen vorher angekündigt. Wer kein FB und kein Insta nutzt, kann den Termin sicher auch bei der Touristeninformation von Cantiano anfragen: ufficioturismo@comune.cantiano.pu.it .

Seit 2 Jahren gibt es auch eine Frühjahrs-Edition der Cantiano Fiera Cavalli im Mai.

Es gibt auch einen schönen, kurzen Film der WDR-Reihe Bustour über die wilden Pferde vom Monte Catria, um einen Eindruck der Harmonie von Pferd und Landschaft zu bekommen.

Hier unten seht Ihr die offiziellen Plakate mit dem Programm der Veranstaltungen am 13. und am 20. Oktober 2024:


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