Ecco Le Marche

Es war am 18. November 1917 und es war sehr stürmisch an der Adriaküste. Die Dorfbewohner des Fischerdorfes Marotta sahen mit Schrecken, wie die „Capellini“, eine mit Kanonen bewehrte Schiffsplattform, vor der Küste kenterte und nur 4 Besatzungsmitglieder überlebten. Aber da war noch ein zweiter solcher bewaffneter Ponton, die Faà di Bruno, die ebenfalls gegen die rauhe See ankämpfte und, nachdem die Stahlseile zum Schlepper-Boot Titano gerissen waren, vor Marotta auf Grund lief.

Während des 1. Weltkrieges lebten in Marotta, das zwischen Fano und Senigallia liegt, nur ältere Menschen, Frauen und Kinder, denn die Männer kämpften alle weit weg an der Front in Norditalien. Die italienische Armee hatte gerade eine verheerende Niederlage gegen die österreichische k.u.k. Armee in den Alpen bei Caporetto erlitten. Als Vorsichtsmaßnahme wollte die Marine daraufhin ihre Flotte vom norditalienischen Venedig nach Ancona verlegen. Doch nun war die Capellini nur wenige Seemeilen vor Ancona gesunken und die Faà di Bruno hing manövrierunfähig vor der Küste.

11 junge Frauen aus Marotta hörten den Hilferuf der Besatzung und zögerten nicht lange: Sie sammelten alle möglichen Vorräte, Wasser und Medikamente, sprangen in ein Ruderboot und ruderten mit aller Kraft gegen den Sturm zum Kriegsschiff. Sie waren schließlich alle Töchter von Fischern und mit den Herausforderungen des Meeres aufgewachsen. So schafften sie es irgendwie, zur Faà di Bruno zu gelangen, an Bord zu gehen, und den Proviant zu übergeben. Kapitän Ildebrando Gioran empfing sie als Heldinnen.

Eine der Frauen, die noch nicht einmal 17-jährige Erina Simoncelli, überblickte direkt, was getan werden musste. Das Ponton-Boot war ja im Sturm auf Grund gelaufen und ohne den Schlepper manövrierunfähig, konnte sich aber jederzeit lösen und wegtreiben. Erina nahm daher eines der Taue von Bord und sprang ins eiskalte, stürmische Wasser, um mit einem Tau-Ende bis zum Land zu schwimmen. Damit konnte nunmehr die Faà di Bruno sicher an Land befestigt werden.

Alle Frauen bekamen am 24.8.1919 die Militärmedaille in Bronze verliehen. Erina heiratete den ersten Maat des Schiffes und startete in ihr nächstes Abenteuer: Sie wanderte mit ihm nach Argentinien aus.
1967, 50 Jahre nach der Heldinnentat, enthüllte die Gemeinde Marotta einen schönen Gedenkstein, auf dem mit Genehmigung des damaligen Bürgermeisters von Rom sogar das römische Stadtsymbol des Wolfes mit Romulus und Remus zu sehen war.

Und natürlich die Namen der 11 Frauen.

1987 wurde der Stein nach Fano gebracht, wo er für einige Jahre im städtischen Depot verschwand. Erst 2007 wurde er zufällig wiederentdeckt um 2011 wieder in Marotta in Strandnähe aufgebaut zu werden.

Heutzutage ist Marotta ein sehr angenehmer Badeort, den wir anlässlich eines Fotowalks letztes Jahr beschrieben haben.


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