Ecco Le Marche

Heute gehen wir auf Entdeckungsreise in die größte Stadt der Marken, die zugleich auch die Hauptstadt der Region ist: Ancona. Die meisten kennen sie wohl lediglich als Fährhafen Richtung Griechenland, Kroatien und Albanien. Und auch uns war anfangs nicht bewußt, wie interessant und vielfältig Ancona ist. Zur Entdeckung Anconas haben wir uns einen schönen Rundgang ausgedacht und die wichtigsten Punkte auf einer Karte festgehalten:

Also, los geht’s!

9 Uhr:

Ancona bietet genügend Parkgelegenheiten in der Innenstadt. Dieses Mal parken wir auf dem kostenlosen Parkplatz bei der ehemaligen Börse und der Messe, die sich direkt neben dem Fischereihafen befindet. Nebenan sind die Fischauktionshallen und an der Hafenmauer kann man frühmorgens Fisch direkt vom Boot kaufen.

Frühstück gibt es in der Bar Baccà, einem kleinen Büdchen mit ein paar Sitzgelegenheiten draußen, das direkt neben den Fischerbooten liegt und wo sowohl die Fischer als auch die Geschäftsleute ihren Cappuccino trinken.

10 Uhr:

Gestärkt beginnen wir an der Mole Vanvitelliana, einem 5-seitigen Gebäude, das einst sowohl als Lazarett als auch als Quarantänestation für die Seeleute diente, und das heute ein Kulturzentrum ist, über das wir in einem anderen Artikel berichtet haben.

Wir überqueren die Hauptstraße und erreichen über eine Treppe die Porta Pia, einen monumentalen Torbogen, der beidseitig mit Darstellungen maritimer Ungeheuer und Muscheln verziert ist. Er wurde von Papst Pius VI als Eingang zur alten Stadt erbaut.

Die Rückseite ist nicht ganz so beeindruckend wie die Vorderseite, aber, sobald man ein paar Schritte gegangen ist, entschädigt der Blick auf die Statue des römischen Kaisers Trajan dafür. Auf Trajan werden wir später in diesem Artikel noch einmal zurückkommen.

Weiter geht’s zur Piazza della Repubblica mit dem historischen Theater delle Muse. Es wurde 1827 gegründet und sowohl im 2. Weltkrieg als auch während eines Erdbebens 1972 teilweise zerstört. 2002 wurde es erst wieder eröffnet. Sollte es zufällig offen sein, solltet Ihr Euch unbedingt umsehen: Der Innenraum ist wie ein einlaufendes Schiff gestaltet.

Der nächste Halt ist an der Loggia dei Mercantini, dem Handelskontor, das im 15. Jahrhundert im venezianischen Gothik-Stil erbaut wurde. Dank des Hafens von Ancona war die Loggia ein reger Handelsplatz. Im 16. Jahrhundert wurden die offenen Arkaden in ein geschlossenes Gebäude umgewandelt. Aber immer noch kann man durch die Fenster direkt auf den Hafen schauen, um zu sehen, welche Schiffe gerade einlaufen.

Bis 1928 war hier der Sitz der Handelskammer. 1943 und 1944 wurde es durch alliierte Bombardierungen auf Ancona schwer zerstört, doch nach der Restaurierung finden in der Loggia wieder Sitzungen und Kongresse statt. Die reich verzierte, repräsentative Fassade ist sehr sehenswert, aber wenn man Glück hat, sind sogar die Türen offen und man kann auch den trapezförmigen Saal betreten.

An den Seiten sind 4 Frauenstatuen, die 4 Kontinente repräsentieren: Afrika mit einem Löwen, Amerika mit einem Alligator, Europa mit einem Korb voller Früchte und Asien mit einer Lampe.

Unser Rundgang führt uns nun zu unserem Geheimtipp: Der ältesten Kirche Anconas, der Santa Maria della Piazza. Freiwillige sorgen dafür, dass die Kirche für Besucher geöffnet ist. Die heutige Kirche ist aus dem 12. und 13. Jahrhundert, aber sie wurde auf den Ruinen zweier viel älterer, frühchristlicher Kirchen aus dem 4. und 6. Jahrhundert errichtet!

Der untere Teil der sehr ungewöhnlichen Fassade wurde von einem Maestro Filippo aus dem 13. Jahrhundert gestaltet, wie seine Signatur über dem Portal besagt. Der obere Teil stammt aus dem Ende des 17. Jahrhunderts, da der alte Teil von einem Erdbeben zerstört wurde.

Das Innere der Kirche empfängt den Besucher mit romanischer Strenge. Eine Treppe führt hinunter zur frühchristlichen Kirche, wo man gut erhaltene Mosaiken, Fresken und das Taufbecken aus dem 4. und 6. Jahrhundert bewundern kann.

Anschließend gehen wir zur Piazza del Plebiscito, die auch bekannt ist als Piazza del Papa (Papst-Platz). Dies ist der älteste Platz von Ancona. Hier sitzt man abends gerne bei Aperitif oder Cocktail zusammen. Den Platz beherrschend ist die Statue des thronenden Papstes Clemens XII, dem Wohltäter des Hafens aus dem 18. Jahrhundert, der hier über den Platz wacht. Der Papst erließ den Anconetanern die Steuern für den Hafen und so lebte das Handelsleben hier wieder auf und Ancona wurde zu einer wichtigen Hafenstadt.

Kurz vor Mittag wollen wir noch einen Blick in die Markthallen von Ancona werfen, dem „Mercato delle Erbe“. Vom Corso Mazzini aus sehen wir etwas versteckt, weil zurückliegend, den Jugendstil-Eingang des Mercato.

Die Halle ist eine Eisenstruktur aus den 20er Jahren, die von Werftarbeitern mit Materialien gebaut wurde, die aus Reparationslieferungen Österreichs nach dem 1. Weltkrieg kamen. So sollen auch Eisenteile des Schlachtschiffes SMS Erzherzog Franz Ferdinand, das 1915 noch Ancona beschossen hatte, dafür verwendet worden sein.
Ich liebe Markthallen wegen der Atmosphäre und den herrlich dargebotenen frischen Waren – hier vor allem Fisch, Gemüse sowie typische Wurst- und Käseprodukte der Marken. Aber die Markthalle an sich ist ein derart wunderbares Jugendstilbauwerk, das sie alleine den Besuch lohnt.
Die Waren sind herrlich und von bester Qualität, haben aber auch ihren Preis. In den Straßen um die Markthalle gibt es Marktstände und Fischgeschäfte, die deutlich günstiger sind.

Jetzt haben wir uns ein schönes Mittagessen verdient. Auf dem Corso Mazzini gibt es einige Bars und kleinere Imbisse, wo wir verweilen können. Gut geschmeckt hat es uns im „Bontà delle Marche“ gegenüber vom Calamo Brunnen. Im Erdgeschoss verkaufen sie kulinarische Spezialitäten der Region, die von Schinken und Käsen bis zu Salaten und hausgemachten Pasta reichen. Auf der ersten Etage kann man à la Carte in nettem Ambiente kleine und große Gerichte essen, so wie es viele Berufstätige aus der Umgebung tun.

14:30 Uhr:

Ebenfalls am Corso Mazzini liegt der Calamo Brunnen: Dieser antike Brunnen ist griechischer Herkunft und wurde 1503 abgerissen, um 1560 wieder aufgebaut und in die Stadtmauer eingegliedert zu werden. Der eigentliche Name des Brunnens ist „Fontana del Calamo“, wobei das lateinische „Calamus“ Rohr bedeutet. Im Volksmund wird er aber auch der Brunnen der 13 Röhrchen genannt, weil das Wasser aus den Mündern von 13 steinernen Masken durch Röhrchen herausfließt.

Schließlich müssen wir noch unbedingt zum antiken Hafen von Ancona. Auch wenn der Weg dorthin etwas eingeschränkt scheint, darf man bis zum Ende des alten Hafens gehen. Er hat im Laufe der Jahre viele Veränderungen erfahren und ist inzwischen ein kleines Juwel der Stadt geworden.

Die erste Renovierung wurde von Kaiser Trajan in Auftrag gegeben, der sich seinerzeit sehr um die Stadt gekümmert hat. Aus Dankbarkeit widmeten die Anconetaner ihm im Jahre 115 n. Chr. einen Ehrenbogen (der allerdings schon um das Jahr 100 n. Chr. erbaut worden war). Vom Bogen führt eine Treppe zu den alten Mauern, die im 16. Jahrhundert errichtet wurden. Ein zweiter Bogen ist Papst Clemens gewidmet und wurde vom Architekt Vanvitelli entworfen, demselben, der auch schon das Lazarett auf der Mole Vanvitelliana erbaut hatte.

Wer bis zum Ende des alten Hafens geht, kommt zum romantischen roten Leuchtturm. Hier sollte man sich unbedingt auf die Bank der Verliebten setzen und für einige Minuten den Sonnenuntergang genießen.

17 Uhr:

Nach so viel Kultur ist es Zeit für einen kleinen Einkaufsbummel und die perfekten Stellen dafür sind entweder wiederum der Corso Mazzini, der auch Corso Vecchio (alte Hauptstraße) genannt wird und mit kleinen Boutiqen aufwartet, oder neue Corso Stamira mit moderneren Geschäften.

18:30 Uhr:

Nach einem ereignisreichen Tag haben wir uns eine Aperitif verdient: Im Amarcord, einer Bar nahe dem Hafen können wir dabei von einer schicken Veranda die schöne Aussicht auf Hafen und Meer geniessen.

19:30 Uhr:

Zum Abendessen kehren wir zur Mole Vanvitellana zurück. Wenn man den Schildern entlang der Außenmauer der Mole folgt und durch Hintereingänge und versteckte Tore geht und gerade noch denkt „bin ich hier richtig?“, erblickt man das Restaurant. Schön ist es, im Sommer draußen zu essen oder auch, um einen ihrer berühmten „Aperitivo di Pesce“, ein Glas Wein oder Aperol Spritz mit ein paar Fisch-Kleinigkeiten, zu genießen und dabei den Blick über den Fischer- und Jachthafen gleiten zu lassen.

Wer bis hierher gelesen hat und denkt „na, da fehlen aber noch einige Aspekte von Ancona“ – der hat recht! Es gibt hier so viel zu sehen, dass wir uns entschieden haben, in Zukunft noch ein zweites „Ancona in 24 Stunden“ aufzulegen!

Extra-Tipps:

  • Wer noch mehr über die Geschichte Anconas sehen möchte, kann auf dem Weg zur Mole Vanvitelliana rechts zu den sogenannten „Archi“ schauen. Dort gibt es einen überdachten Seitenweg, wo Bilder des alten Ancona aufgehängt sind.
  • Wer von der Loggia dei Mercanti weiter aufwärts geht, erreicht die Kathedrale von Ancona, San Ciriaco. Dazu werden wir an anderer Stelle noch mehr schreiben. Vom alten Hafen kann man sie übrigens auch sehen.
  • Am alten Hafen gibt es einen ganz modernen Brunnen, der „von den 2 Sonnen“ genannt wird. Der Name bezieht sich auf die exponierte Lage Anconas, die es erlaubt, dass man sowohl Sonnenauf- als auch Sonnenuntergang genießen kann. Der Brunnen hat 13 Wasserspeier, die natürlich an die Fontana del Calamo im Stadtzentrum erinnern soll.

2 Kommentare

Brita Bock · 31 März 2020 um 09:38

Liebe Elke, ich danke euch von Herzen für diesen Post. Ancona ist ein ungeschliffenes Juwel, dass es zu entdecken gilt. Meine Lieblingsplätze sind der Park unterhalb des Leuchtturms, von dem man entweder den Hafen oder das offene Meer betrachten kann. Und die Mole mit dem alten Lazarett an einem Abend im Sommer, wenn die untergehende Sonne die Stadt in ein ganz besonderes Licht hüllt.

    elke · 31 März 2020 um 17:18

    Vielen Dank, Brita! Ich finde Ancona jedes Mal besser, wann immer ich hinfahre. Wir werden mindestens noch einen zweiten „24 Stunden“ Post über Ancona machen, vielleicht auch mehr. Haben schon weitere tolle Tipps, wie auch Deine, bekommen!

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