Ecco Le Marche

Senigallia gehört zu unseren liebsten Strandorten in den Marken. Der bei Italienern äußerst beliebte Badeort bietet den berühmten Samtstrand, viele gute Restaurants und eine reizvolle und lebhafte Altstadt.

Außerhalb des Hauptferienmonats August, in dem es hier mörderisch voll ist, ist Senigallia immer einen Besuch wert: So waren wir an einem schönen Tag Anfang November dort und haben einen ausgedehnten Spaziergang durch den Ort gemacht.

Natürlich haben wir mit einem leckeren Mittagessen in meinem Lieblingsrestaurant Luna Rossa mit Blick aufs Meer begonnen!

Gut gestärkt fuhren wir zur Rotonda al Mare und parkten gegenüber unser Auto. Im November findet man auch direkt an der Strandpromenade ausreichend Parkplätze, die in der Nebensaison sogar kostenfrei sind.

Die Rotonda al Mare, eine ins Meer gebaute Plattform, die mich an klassische britische Seebäder wie Brighton erinnert, ist das Wahrzeichen von Senigallia. Wenn man liest, was das Gebäude schon alles durchgemacht hat, versteht man, warum die Senigallesen so stolz auf sie sind: ursprünglich Anfang des 20sten Jahrhunderts, in der Belle Epoque, als Holzkonstruktion auf Stelzen im Meer erbaut, um, wie wir heute sagen würden, ein Wellness-Zentrum zu beherbergen, wurde sie nur wenig später im 1. Weltkrieg komplett zerstört. 1932 errichtete man eine neue, größere Rotonda etwas weiter nördlich im Jugendstil (Liberty Stil), die allerdings während des 2. Weltkrieges etliche Schäden erlitt. 1948 wurde sie repariert und erhielt ihre heutige Form. 1972 beschädigten schwere Unwetter und Wellen das Gebäude. 1987, nach erneuter kostspieliger Renovierung, diente sie eine Weile als Diskothek und Tanzlokal, bis sie bei einem verheerenden Brand 1992 wieder stark in Mitleidenschaft gezogen wurde. Erst 2006 restaurierte man sie erneut und seitdem ist sie im Sommer ein Veranstaltungsort für allerlei Ausstellungen und Konzerte, wird aber auch gerne für Hochzeitsfeiern gebucht.

Von hier ging die gemütliche Wanderung zunächst in Richtung Innenstadt, vorbei an der Renaissance-Festung Rocca Roveresca aus dem 15. Jahrhundert, benannt nach ihrem Erbauer und Herrscher über Senigallia, Giovanni della Rovere. Die mächtige, rechteckige Burg mit 4 Türmen ist über eine lange Brücke erreichbar und beherbergt heute ein Museum zur Geschichte dieses Bauwerkes.

Weiter führte uns unser Weg durch die Altstadt, die jetzt, direkt nach Mittag, gänzlich leer war, sich aber normalerweise nach 5 Uhr nachmittags mit Leuten füllt, die entlang der vielen kleinen Geschäfte flanieren oder sich einen Aperitiv in einer der Bars gönnen.

Neben den netten kleinen Gässchen bietet die Altstadt:

Das Forum Annonario aus dem 19. Jahrhundert, auf dessen Platz morgens ein kleiner, aber feiner Obst- und Gemüsemarkt stattfindet und in dessen Säulengängen sich einige urige Lokale und Delikatessengeschäfte befinden. Fast jedes Jahr, wenn die die historische Autorundfahrt Mille Miglia durch Senigallia fährt, kann man hier herrliche alte Rennwagen samt ihren stolzen Besitzern bewundern.

Die Piazza Garibaldi, auf der beim traditionellen Donnerstagsmarkt Kleider, Taschen und andere Textilien feilgeboten werden, wird auch Piazza del Duomo genannt. Denn hier befindet sich der Dom, der dem aus Senigallia stammenden Papst Pius IX gewidmet ist. Mitte des 19. Jahrhunderts zeichnete sich dieser Papst allerdings vor allem durch Grausamkeit und Intoleranz aus: Todesstrafen im Vatikan, die Errichtung eines jüdischen Ghettos in Rom und die Verbannung des Talmund auf die Liste verbotener Bücher sind nur einige Beispiele. Neben dem Dom beherbergt die große Piazza Garibaldi auch diverse schöne Palazzi.

Die Portici Ercolani aus dem 17. Jahrhundert liegen an der Südseite der langen Uferpromenade des Misa-Flusses am Rande der Altstadt.

Weiter geht’s auf die Nordseite des Flusses Misa

… Richtung Stadium Goffredo Bianchelli in Richtung Parco della Pace, der grünen Lunge Senigallias. Hier spazieren Eltern mit ihren Kindern und im Anschluss an den Park finden sich etliche Sportstätten, vom Hallenbad bis zur Tischtennis-Halle, wo sich Jung und Alt fit halten.

Durch einige Wohnstraßen gelangen wir wieder zum Strand, dem wir Richtung Süden folgen, um wieder zu unserem Ausgangspunkt zu gelangen.

Dazwischen liegt der Fischerei- und Sporthafen. Unzählige Fischerboote bestärken mich darin, dass hier in den Restaurants frischester Fisch aufgetischt wird. Wer möchte, macht hier noch einen Abstecher ans Ende der Mole, wo Penelope, die Meerjungfrau dafür sorgt, dass die Fischer heil zurück in den Hafen kommen, wir berichteten schon in einem früheren Beitrag.

Inzwischen ist es dunkel geworden und wir kehren zurück zum Ausgangspunkt an der Rotonda, die sich auch abends noch sehen lassen kann!

Wer den Spaziergang nachgehen will, kann gerne den Track mit Beschreibung aus Komoot abrufen oder von unserem Google Drive herunterladen. Die Tour war 6,9 Km lang, aber absolut flach und auch für Genuss-Wanderinnen mit Arthrose wie mir bequem machbar!

Anmerkung zur Flutkatastrophe

Noch eine Anmerkung zur Flutkatastrophe, die im September Senigallia und etliche andere Orte der Marken schwer getroffen hat: Auch der Misa-Fluss trat über die Ufer und Schlammlawinen wälzten sich durch die Uferstraßen bis hin zum Foro Annonario. Geschäfte, Bars und Wohnungen wurden überschwemmt. Baumstämme türmten sich vor den Brücken auf und beschädigten diese, weshalb wir bei unserem Spaziergang ein paar ungeplante Schlenker machen mussten. Aber wie Ihr auf unseren Fotos sehen könnt, sind die Straßen und Plätze bereits wieder gesäubert, die meisten Bars haben wieder aufgemacht (die Strandlokale waren von der Überschwemmung nicht betroffen), der berühmte Donnerstagsmarkt ist wieder geöffnet und in einigen Häusern sieht man fleißige Hände beim Renovieren und Aufräumen. Senigallia freut sich wieder auf Besucher!


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