Ecco Le Marche

Die Nacht vom 9. auf den 10. Dezember hat in den Marken eine ganz besondere Bedeutung, denn dann gedenken die Einwohner der Nacht, in der Engel das Geburtshaus Mariens von Palästina in den heutigen Wallfahrtsort Loreto gebracht haben. Überall werden deshalb auch heute noch in jener Nacht große Feuer entzündet, um den mit dem Haus heran fliegenden Engeln den Weg zu weisen. Darüber hatten wir in einem früheren Artikel schon berichtet.

Allerdings sagen die Quellenforscher, dass das Haus vorher noch an anderen Orten zwischengelandet war: Der Legende nach begann das Haus seine Reise am 12. Mai 1291, mit einem ersten Halt in Rauniza in Dalmatien (dem heutigen Trsat in Kroatien). Drei Jahre später, genauer am 10.12.1294, kamen die Engel erneut und brachten das heilige Haus zu einem Lorbeerwald an der Adriaküste.

Das kleine Haus zog zwar schnell Pilger an, aber auch Diebe und andere Kriminelle. Kein idealer Platz für so ein wichtiges Relikt der Gottesmutter! Also flogen die Engel mit dem Haus zu einem Hügel, der den Edelleuten Stefano und Simone Rainaldi de Antiquis aus Recanati gehörte. Auch hier fanden sich schnell Pilger ein. Aber der Geiz und der Streit unter den Brüdern Stefano und Simone eskalierte, so dass das Haus noch ein weiteres Mal versetzt wurde – dieses Mal an seinen heutigen, endgültigen Ort in Loreto, an dem es nunmehr seit Jahrhunderten steht.

Um jedoch auch dem vorübergehenden Standort des heiligen Hauses auf dem Gelände der Brüder Rainaldi ein Andenken zu schaffen, wurde dort, im heutigen Scossicci Distrikt von Porto Recanati, im 16. Jahrhundert eine kleine Kirche gebaut. Sie wurde Seeleuten, Fischern und Reisenden gewidmet, weshalb man symbolisch eine Art Wetterfahne auf das Dach setzte, die im Italienischen banderuola genannt wird. Die Kirche heißt entsprechend Chiesa della Banderuola.

Das Kirchlein, wie wir es heute sehen können, stammt aus dem 20. Jahrhundert; allerdings wurde Material der Originalkirche für die Renovierung verwendet.

Leider konnte Isabelle die Kirche bei ihrem Besuch nicht besichtigen: Sie war verschlossen und weit und breit war keiner zu sehen, der einen Schlüssel haben konnte. Aber sie bemerkte, dass die Pflanzen um die kleine Kirche gut gepflegt waren. Und der Blick vom Banderuola-Kirchlein auf Loreto, wo das Haus der Maria endgültig gelandet ist, sowie der Blick auf den Monte Conero, lohnten den Besuch allemal!

Wenn Ihr Euch das Kirchlein einmal ansehen wollt, hier sind die Koordinaten: https://goo.gl/maps/6MdQJeodwGhQz72EA

Und wenn Ihr noch einmal nachlesen wollt, was es mit der Eigentümlichkeit auf sich hat, dass „Engel das heilige Haus durch die Luft getragen haben“, dann lest doch mal unseren Artikel über Loreto:

Kategorien: Orte

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