Einige Gerichte gibt es nicht italienweit oder in einer Region – manche gehören exklusiv nur zu einem ganz bestimmten Ort. Die Calcioni von Serra San Quirico, die wir in einem früheren Artikel erwähnt haben, sind ein Beispiel dafür.
Was sind tagliatelle fritte?
Die tagliattelle fritte (frittierte Tagliatelle) aus Monterubbiano ist ebenfalls ein ortsspezifisches Gericht, und Mit-Bloggerin Laura hatte die Gelegenheit, sie zu probieren. Tagliatelle fritte gibt zwar auch in anderen Teilen Italiens, aber dabei handelt es sich um Süßspeisen, die hauptsächlich zu Karneval serviert werden. Unsere tagliatelle fritte di Monterubbiano dagegen sind nicht süß, sondern eine Spezialität, die ausschließlich als „primo“, als erster Gang, serviert wird.
Aber überraschenderweise sehen sie erst einmal gar nicht wie Tagliatelle aus:
Sie sehen aus wie frittierte Hackbällchen!
Aber sobald du sie aufschneidest, kommen die Tagliatelle zum Vorschein:
Normalerweise wird das Gericht zusammen mit einem Fleischragout serviert, wie es in Italien aus gemischtem Hackfleisch, Tomaten und Gewürzen zubereitet wird. Das Innere der Bällchen besteht dabei aus Tagliatelle, Sahne, Béchamel Sauce, Mozzarella und – falls du magst – Parmesan.
Die Geschichte, wie es zur Erfindung der tagliatelle fritte kam:
Die Erfindung der tagliatelle fritte wird einer gewissen Santina zugeschrieben, die zur Hochzeit ihres Sohnes im Jahre 1973 einen neuen und beeindruckenden ersten Gang servieren wollte. Frau Santina, die aus irgendeinem Grund in Wahrheit Alessandra heißt, und ihr Mann, hatten nämlich seit 1953 ein kleines Lokal im historischen Zentrum von Monterubbiano übernommen, das sie als Albergo Ristorante da Pazzi führten.
Das neue Gericht jedenfalls ist eingeschlagen wie eine Bombe und man sagt, dass es daraufhin Zeiten gab, wo man für eine Hochzeitsveranstaltung im da Pazzi mindestens 2 Jahre im voraus reservieren musste, denn jeder wollte nur die tagliatelle fritte für den schönsten Tag im Leben haben.
Wie viele andere marchigianische Rezepte, so hatten auch die tagliatelle fritte eine Geheimzutat, die Frau Santina natürlich wie ihren Augapfel hütete, und, so sagt man, die sie noch nicht einmal ihrer eigenen Tochter verriet. Allerdings weihte sie irgendwann ihre Nichte, die ebenfalls Alessandra heißt, ein.
Einige Jahre später kontaktierte der Präsident des Sport-Clubs von Monterubbiano Santina und schlug vor, doch eine Festival der tagliatelle fritte zu organisieren, um diese einzigartige Spezialität als Kulturgut des Ortes zu feiern. So war die Sagra delle Tagliatelle fritte geboren, die 2023 zum 29. Mal (!) stattfinden wird . Auf der Sagra werden von den Restaurants und Vereinen des Ortes verschiedene Varianten der tagliatelle fritte angeboten, aber natürlich gibt es nur bei Santina und Alessandra das Original mit der geheimen Zutat.
Das Rezept der tagliatelle fritte di Monterubbiano
Das Ristorante da Pazzi ist leider inzwischen geschlossen, aber Laura durfte die tagliatelle fritte im Restaurant Il Coccaro in Monterubbiano probieren und dabei von der Terrasse aus das beeindruckende Panorama der marchigianischen Landschaft genießen.
In der italienweit bekannten Zeitschrift La Cucina Italiana fand Laura sogar ein Rezept, dem allerdings ebenfalls die geheime Zutat fehlt:
Zutaten
- 250 g Tagliatelle
- 150 g gemischtes Hackfleisch
- 100 ml Sahne
- 100 ml Béchamelsauce
- 50 g Butter
- 50 g Parmesankäse
- Salz
- Muskatnuss
für die Panade:
- Mehl
- 2 Eier
- Paniermehl
- Öl zum Frittieren
für die Sauce:
- eine italienische Fleischsauce auf Tomatenbasis
Die Hackfleischmischung in einer Pfanne mit Butter, Salz und Muskatnuss anbraten. Die Nudeln in kochendem Salzwasser kochen und abgießen, wenn sie gar sind. Mit der Sahne, Béchamelsoße, Hackfleisch und Parmesan würzen und gut vermengen.
Die Masse nun auf einem Holzbrett verteilen und mindestens 2 Stunden abkühlen lassen (im Sommer sogar drei Stunden). Nach dem Abkühlen, eventuell mit Hilfe eines Glases, kleine Portionen Nudeln abstechen und diese mit den Händen zu einem Bällchen mit leicht abgeflachter Oberseite rollen.
Nun zuerst in Mehl, dann in den verquirlten Eiern und dann im Paniermehl wälzen und in reichlich heißem Öl frittieren.
Der Teig kann auch eine Weile im Kühlschrank aufbewahrt werden, wenn du die Bällchen nicht direkt zubereiten möchtest.
Guten Appetit!
Wenn du die Tagliatelle lieber vor Ort essen willst, dann solltest du die Sagra delle Tagliatelle Fritte in Monterubbiano nicht verpassen, die jedes Jahr Mitte August stattfindet. Den genauen Termin findest du beizeiten auf deren Facebook Seite oder wenn du die Veranstaltung googelst.
Now you are ready to eat the tagliatelle the proper way!
Und jetzt auf zum zünftigen Genießen der Tagliatelle:
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