Ecco Le Marche

Wir hatten noch etwas Zeit fürs Abendessen an der Küste und beschlossen, vorher einen kleinen Spaziergang zu unternehmen, um an einem 22.11. (!) noch etwas von der goldenen Novembersonne zu genießen. Anstatt direkt am Meer wollten wir lieber etwas mit Blick aufs Meer, und da bot sich eine Wanderung um das kleine Städtchen Mondolfo an.

Mondolfo im Hinterland und das benachbarte Marotta an der Küste haben sich zu einer Gemeinde zusammengeschlossen. Wir haben über viele der Attraktionen des Ortes, wie den Glockentürmen, der Bastion Sant’Anna oder dem Stadtmuseum schon in einem früheren Artikel berichtet.

Spaziergang durch Ort, Wiesen, Hohlwege und entlang des Valle dei Tufi

Wir parken vor der mächtigen, gut erhaltenen Stadtmauer unterhalb des historischen Zentrums in der Via Guglielmo Marconi.

Der weite Platz vor der Mauer nennt sich auch Sferisterio: das ist ein Stadion für das Ballspiel Pallone col Bracciale, das ab dem 16. Jahrhundert in ganz Italien populär war. Während der Mitte des 20. Jahrhunderts sank das Interesse an diesem aufwendigen Sport und viele der Sferisterien in der Region wurden umgewidmet, so wie das berühmte Sferisterium in Macerata, das heute eine Freiluft-Opern-Bühne ist. Das Sferisterium hier in Mondolfo wird aber noch bespielt! An der Wand finden sich Tafeln, die den erfolgreichsten Spielern gewidmet sind, unter ihnen Antonio Agostinelli, einem italienischen Top-Spieler des 19. Jahrhunderts.

Wir folgen der Via Marconi, die in die Via Cavour und danach in die Via Gramsci übergeht und biegen nach insgesamt etwa 500 Metern links ab, um der Via Gramsci weiter zu folgen.

Von weitem sehen wir nun schon die prächtige San Sebastiano-Kirche mit angeschlossenem Konvent. Sie wurde 1479 als Ex-Voto, zum Dank für die überstanden Pest, erbaut und zunächst von Franziskaner-Mönchen bewohnt. Im 18. Jahrhundert wurde sie von napoleonischen Truppen besetzt und danach neu eingeweiht.

Sanktuarium Madonna delle Grotte

Wir biegen vor San Sebastiano rechts ab und dann nochmal rechts und folgen der Via San Sebastiano. Nach einem kurzen Stück gabelt sich die Straße und wir wählen die Via Coppa, die weitgehend autofrei ist. Diese führt uns entlang von Wiesen, Hohlwegen und Feldern hinunter zum Sanktuarium der Madonna delle Grotte aus dem 17. Jahrhundert.


1679 hatte Clemente Briganti, Mitglied der Confraternita della Misericordia (Bruderschaft der Barmherzigkeit) ein kleines Kapellchen mit einem Terrakotta-Bild der Madonna delle Grotte aufgestellt. Diese bewirkte in kurzer Zeit bereits so viele Wunder und Gnaden, dass das Kapellchen durch die heutige Kirche ersetzt wurde: Außen im eleganten Renaissance-Stil und innen um das Altarbildnis üppig barock. Leider wird die Kirche gerade restauriert, so dass wir nicht hineinkönnen, um uns das wundertätige Bildnis der Madonna anzusehen.


Neben der Kirche liegt übrigens eine Picknick-wiese, die von hohen Pinien mild beschattet wird. Wanderer, Mountainbiker, Reiter und Pilger, die hier das sogenannte Valle dei Tufi (benannt nach den vorherrschenden Sandsteinformationen, den Tufi) durchqueren, können hier im Angesicht der Kirche eine Rast einlegen.

Aber auf uns wartet ja ein Abendessen an der Küste und so wandern wir weiter, bis linker Hand ein kleiner Angelteich auftaucht. Unsere Wanderung hätte eigentlich noch einen kleinen Rundweg zum Ort Stacciola bedeutet, aber durch starken Regen war der Weg dermaßen unter Wasser, dass wir nicht trockenen Fußes durchgekommen wären.

So entscheiden wir uns, umzudrehen und links den kleinen Fußweg zurück nach Mondolfo zu nehmen. Von etwas weiter oben schauen wir noch einmal auf das Santuario zurück und schreiten weiter Richtung historischem Zentrum.

Historisches Zentrum von Mondolfo

Oben angekommen, schlendern wir durch die kleinen Gässchen der Altstadt und genießen die wunderbare Weitsicht bis hin zum Meer. Der Ort, zunächst um das Jahr 1000 als Burg im Herzogtum Urbino erbaut, ist reich an Palazzi und Wehranlagen.

Kunst unter freiem Himmel

Aber was uns besonders auffällt, ist die Präsenz vieler unterschiedlicher Kunstwerke: Großformatige Fotografien, Wandmalereien, Skulpturen bis hin zu geklöppelten Dekorationen an Geländern.

Diese sind Teil der Galleria senza Soffitto, einer „Gallerie ohne Dach“, die den Ort seit 2020 in ein Open-Air-Museum verwandelt. Wir haben nur einen Bruchteil der Werke per Zufall entdeckt, aber auf dieser Webseite findet Ihr eine Übersicht.


Der Ort liegt in goldener Abendsonne und wir gönnen uns zum Abschied noch einen kleinen Cafè in der Bar gegenüber dem Gemeindepalast aus dem 20. Jahrhundert, dem Sitz der Gemeinde, der erhaben über dem Platz thront. Uns ist klar, dass wir nur einen Bruchteil des Castello di Mondolfo gesehen haben, aber das Abendessen an der nahegelegenen Adriaküste ruft …

Mehr Informationen zu Wanderung und Sehenswürdigkeiten

Denen, die mehr über die Sehenswürdigkeiten von Mondolfo erfahren wollen, kann ich unseren früheren Blog-Artikel über Marotta-Mondolfo empfehlen.

Unseren kleinen, viereinhalb Kilometer langen Spaziergang rund um Mondolfo mit Abstecher ins Tal der Tufi könnt Ihr Euch direkt bei Komoot anschauen: https://www.komoot.de/tour/984205476?ref=wtd

Hier könnt Ihr aber auch einfach den entsprechenden GPX-Track herunterladen.


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