Ecco Le Marche

Wenn wir Marchigianer in die Großstadt fahren, dann meinen wir damit Ancona, die Hauptstadt unserer Region. Mit ihren rund 150.000 Einwohnern ist sie auch die größte Gemeinde der Marken. Nicht jeder mag diese Hafenstadt, aber das sind vielleicht diejenigen, die nicht über den Hafen hinauskommen oder nur die Einkaufsstraße sehen. Denn nur wenige kennen zum Beispiel den römischen oder den mittelalterlichen Teil.

Blick auf das römische Amphitheater.

Ancona will entdeckt werden! So ging es uns jedenfalls anfangs und mit jedem Besuch gefiel uns diese eigenwillige Stadt mehr. Heute lieben wir sie!

Und so haben wir schon einige Artikel über Ancona erstellt, zum Beispiel einen Vorschlag, was man an einem Tag in Ancona unternehmen kann, einen über das freundliche Touri-Büro in der Innenstadt, über San Ciriaco, den Patron Anconas, oder über den Passetto, den Strand der Anconetaner.

Dieses Mal nehmen wir Euch mit in den Parco del Cardeto, der 35 Hektar großen, grünen Lunge Anconas! Meine Co-Bloggerin Isabelle war dort vor kurzem mit ihrer Wandergruppe.

Der Park, der jahrelang als Militärgelände diente, öffnete seine Pforten im Jahr 2005 für die Öffentlichkeit. Über die Jahre wurden insgesamt 5 Eingänge geschaffen, wobei Isabelles Wandergruppe den Park vom Ende der Via Panoramica her betritt.

Während der napoleonischen Zeit (Ende des 18./Anfang des 19. Jahrhunderts) wurde hier eine militärische Bastion gebaut, die Teil eines Verteidigungsgürtels mit 14 Festungen war. Während eines Spaziergangs stößt man immer mal wieder auf die Überreste dieser Festungsanlagen.

Der Name Cardeto hat seinen Ursprung in der Pflanze cardo (Karden oder Distel), die hier sehr verbreitet ist. Da die Natur während der Militärjahre weitestgehend in Ruhe gelassen wurde, gibt es auch zahlreiche andere Pflanzen, wie zum Beispiel wilde Narzissen oder violett blühende Judasbäume (Cercis siliquastrum).

Wenn man durch den Park schlendert,

gelangt man irgendwann ans Meer mit herrlichsten Aussichten!

Auf halbem Weg dorthin fällt eine besondere Bronzeplastik auf: La Porta del Mu (das Mu-Tor), das 2004 vom anconetanischen Künstler Florian Ippolito geschaffen wurde. Offensichtlich ein beliebter Foto-Spot!

Schließlich nähert sich die Wandergruppe der außergewöhnlichsten Attraktion des Parks: dem alten jüdischen Friedhof. Auf einer weitläufigen Wiese sieht man zahlreiche weiße Grabsteine. Dieser jüdische Friedhof befand sich hier zwischen dem 15. und 19. Jahrhundert. 178 Steine haben die Jahrhunderte überdauert, aber viele hat auch der Zahn der Zeit zerstört.

Alle Steine sind, oft in Gruppen, nach Osten, Richtung Jerusalem, ausgerichtet und den Toten wurde ein wundervoller Fleck mit Blick auf die Adria zugedacht.

In der Ferne erblickt man noch allerlei ehemalige Militärgebäude, die auch teilweise restauriert wurden. Zwar gab es verschiedene Ideen, dort Museen etc. einzurichten, aber bis heute scheinen sie noch nicht realisiert worden zu sein.

Der Park breitet sich über 2 Hügel aus: dem Monte Cardeto und dem Monte Cappuccini. Isabelle und ihre Wanderfreunde erreichen den Monte Cappuccini, wo sie über die Bastion San Paolo aus dem 16. Jahrhundert schließlich den Englischen Friedhof (aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts) erreichen, auf dem protestantische und anglikanische Verstorbene beigesetzt sind. Leider ist er nicht für Besucher geöffnet.

Allmählich nähert sich die Gruppe dem alten Leuchtturm von Ancona, der einen Blick auf den Hafen von Ancona und die Stadt selber bietet. Zwischen 1860 und 1965 diente er als Leuchtfeuer für die Seeleute. Heutzutage finden hier im Sommer zahlreiche Veranstaltungen statt, über die Ihr Euch über die Ancona-Today-Webseite informieren könnt.

Auch die Reste des römischen Amphitheaters sind deutlich zu sehen.

Von hier aus könnt Ihr noch zum Leuchtturm gehen oder den Park über die Via Dispizio verlassen. Wer möchte, kann auch noch zum Amphitheater gehen. Kurz davor, unterhalb der Parkmauern in der Via Birarelli, fällt eine Gedenktafel auf: Hier stand ein Bunker, in dem 1943 etwa 700 Menschen ihr Leben verloren, als die Stadt von amerikanischen Alliierten bombardiert wurde (Zu der Zeit kollaborierten die Italiener unter Mussolini noch mit den Deutschen). Es wird erzählt, dass eine Schülerin der benachbarten Schule während des Luftangriffes zur Strafe nicht mit in den Bunker gehen durfte, sondern in der Schule ausharren musste. Sie überlebte als Einzige ihrer Schule diese Katastrophe.

Öffnungszeiten des Parks (hängen jeweils vom Sonnenauf- und Sonnenuntergang ab):

Vom 1. November bis 31. März: 7.00/7.30-19.30-20.00
Vom 1. April bis 31. Oktober: 7.00/7.30-20.30/21.00

Vielleicht hilft Euch die Karte hier unten, einen Überblick zu bekommen:

Hier sind noch die Koordinaten des Ausgangspunktes der Wanderung.

Wirklich ein idealer Ort, wenn Ihr dem Trubel der Hafenstadt Ancona entgehen wollt!


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