Im Jahr 2023, nach langen 51 Jahren, konnte das Archäologische Nationalmuseum von Ancona, das MAN Marche (Museo Archeologico Nazionale), seinen Flügel mit römischen Funden wiedereröffnen. Denn im Jahr 1972 zerstörte leider ein Erdbeben einen Teil des Museums.
Am Tag der Wiedereröffnung konnten die Besucher das Museum kostenlos besuchen. Mit-Bloggerin Isabelle und ihr Mann Erik fuhren hin, um sich das ganze anzusehen. Hier ihr Bericht:
Die Geschichte des archäologischen Museums von Ancona
Der Palazzo Ferretti aus dem 16. Jahrhundert beherbergt seit 1958 die archäologische Sammlung der Marchigianer. Im Gegensatz zu anderen italienischen Museen mit archäologischen Funden wurde dieses nicht durch Stiftungen von Adelsfamilien gegründet, sondern durch den Wunsch der Region, die ausgegrabenen Funde der Marken irgendwo zusammenzuhalten und auszustellen. Das war auch dringend nötig, denn viele der ausgegrabenen Objekte verschwanden im Ausland und sind heute bestenfalls in internationalen Museen (darunter im Metropolitan Museum of Art in New York) zu sehen.
Das Museum wurde bereits 1860 gegründet, wechselte aber zwischen 1868 und 1958 mehrfach die Räumlichkeiten, da die Sammlung ständig vergrößert wurde und der Zweite Weltkrieg große Schäden an den Gebäuden der Stadt verursachte. Bereits 1906 wurde das Museum als national bzw. staatlich anerkannt.
Terrasse von Vanvitelli mit Hafenblick
Zunächst erreichten wir die Terrasse, ein Projekt von Luigi Vanvitelli, einem berühmten italienischen Architekten. Vanvitelli hat unter anderem die Mole Vanvitelliana in Ancona entworfen, die wir bereits erwähnt haben.
Von hier aus hatten wir einen exklusiven Blick auf den Hafen.
Außerdem sahen wir von hier aus auf dem Dach eine Kopie der bronzenen Reiterstatuen von Pergola, um die Ancona und Pergola jahrelang gekämpft hatten. Bei unserem ersten Besuch des Museums im Jahr 2001 befand sich im Inneren ebenfalls eine Kopie dieser Statuen. Diese ist aber heute nicht mehr zu vorhanden.
Prähistorische Abteilung
Über eine Treppe gelangten wir in die erste Abteilung. Hier waren Anstrich- und Renovierungsarbeiten im Gange, sodass mehrere Abteilungen geschlossen waren, darunter die der gotischen und lombardischen Objekte.
Als Erstes fiel uns eine alte Bekannte auf: die Venus von Frasassi, von der sich eine Kopie im archäologischen Museum von Genga befindet. Sie ist eine von 10 einzigartigen prähistorischen italienischen Frauenstatuen aus dem Paläolithikum, 20.000 v. Chr. Ich persönlich fand die ausgestellte Kopie schöner als das Original hier in Ancona.
Paläolithische Funde vom Monte Conero
Dann erreichten wir die Räume mit den paläolithischen Artefakten, die auf dem Monte Conero und in anderen Gebieten der Marken gefunden wurden: allen voran die berühmten Steinwerkzeuge – sowohl große als auch feinere.
Man konnte sogar erste Verzierungen auf Steinen bewundern:
Jungsteinzeit in den Marken
Danach landeten wir in der Jungsteinzeit (10.000-3000 v. Chr.), an deren Ende die Landwirtschaft aufkam; es gab daher zahlreiche landwirtschaftliche Geräte zu bestaunen, darunter Schleifsteine, Dekorationen mit Muscheln und Terrakotta-Vasen.
Selbst die Ausstellungsräume an sich waren einen Besuch wert, zahlreiche schöne Deckengemälde aus dem 16. Jahrhundert schmückten die Säle.
Eisenzeit – die Picener leben in der Gegend um Ancona
Die nächste Abteilung, die Bronzezeit, war geschlossen, deshalb landeten wir gleich in der Eisenzeit, wo man vor allem Gegenstände aus dem Volk der Picener (9. Jahrhundert bis 3. Jahrhundert v. Chr.) fand. Alle Funde stammen aus Nekropolen (Friedhöfen) in der Nähe von Numana. In Numana hatten wir bereits das Nationalmuseum besucht, das sich einer Picener-Königin widmet. Einige der Gegenstände aus dem spektakulären Fund sind jedoch in Ancona gelandet. Man konnte sehen, dass es in dieser Epoche viele Eisenwaren (Helme, Messer) und viel mehr raffinierte Gegenstände gab. Anhand griechischer Vasen konnten wir feststellen, dass sich auch der Handel mit den Griechen entwickelt hatte.
Sie besaßen sogar schon Gegenstände aus Elfenbein!
Kelten in den Marken – auch sanonische Gallier genannt
Ab dem 4. Jahrhundert v. Chr. kamen auch Kelten (auch sanonische Gallier genannt) in das Gebiet der heutigen Marken. Sie waren Meister in der Metallverarbeitung und konnten bereits eine Art von Glas herstellen.
Ihre wahre Meisterschaft erkennen wir jedoch in der raffinierten Goldverarbeitung, wie die reichen Funde bei den Ausgrabungen in Montefortino bei Arvecia belegen. Einige davon sind im archäologischen Museum von Arcevia zu sehen, aber die schönsten Stücke befinden sich in Ancona. Sie gehörten wahrscheinlich einer Frau, die in ihrer Gemeinde einen hohen Rang einnahm.
Ich denke, dass solche Kränze (3. Jahrhundert v. Chr.) selbst für heutige Goldschmiede eine Herausforderung sein dürften!
Die römische Periode – alles aus Ancona!
Der nächste Raum, der 2013 eröffnet wurde, beherbergte die frühe römische Periode. Da bei den Ausgrabungen dieser Zeit nicht nur Friedhöfe, sondern auch Domus (Häuser) gefunden wurden, gab es nun viel mehr Alltagsgegenstände zu entdecken. Auch Bodenmosaike gesellten sich nun zu den Funden, ebenso wie Reste von Wandmalereien. Alle Funde aus diesem Raum wurden in Ancona entdeckt!
Ein wunderschön dekorierter Raum bis ins Detail: Die Tafeln mit Erklärungen waren in den Farben der jeweiligen Grabsteine gehalten. Übrigens hing hier auch eine Kopie eines Elements der Trajanssäule aus Rom (das Original findet sich in der Nähe des Forum Romanum in Rom). Diese Säule erzählt nämlich die Geschichte von Kaiser Trajan und dass er vom Hafen Anconas aus zu seinen Eroberungen nach Dakien, im heutigen Rumänien, aufbricht (101-102 n. Chr.). Diesem Kaiser ist auch ein Triumphbogen im Hafen von Ancona gewidmet. Mehr dazu findet Ihr in unserem Artikel 24 Stunden in Ancona.
Wo sich der ehemalige römische Hafen von Ancona befand, fanden natürlich Ausgrabungen statt.
So kamen wir in den letzten und gerade erst eröffneten Raum, in dem vor allem römische Marmorköpfe, Münzen und Grabmäler ausgestellt waren. Erfreulicherweise gab es in diesem Raum sogar englische Beschilderungen (in den anderen Räumen leider nicht). Ein Marmorsarg aus dem 3. Jh. n. Chr. erweckte unsere Aufmerksamkeit, denn daraus stach ein Bleirohr hervor: Während der Gedenkfeiern an den Toten schütteten die Menschen nämlich Wein, Honig und Milch in das Rohr, damit die verstorbene Person auch mit ihnen feiern konnte.
Eine ungewöhnliche Marmorkugel, die in der Nähe von Matelica ausgegraben wurde, gab den Wissenschaftlern viele Rätsel auf; es handelte sich um ein astronomisches Instrument, aber wie genau es funktionierte und aus welcher Zeit es stammte, war scheinbar noch unbekannt.
Wir beendeten den Rundgang in einem modernen Auditorium. Hier hing eine Kopie des Ichtiosauriers, der in Genga gefunden wurde und im Museum in der Nähe der Höhlen von Frasassi ausgestellt ist.
Das anconetanische Museum enthielt wirklich wertvolle und interessante Objekte. Schade, dass sie den neuen, letzten Raum nicht etwas moderner gestaltet haben. Außerdem hoffen wir, dass sie in Zukunft auch die anderen Räume mit zweisprachigen Informationen versehen!
Informationen:
Die Öffnungszeiten des Museums sind:
Dienstag und Mittwoch: 8.30-13.30 Uhr.
Donnerstag bis Samstag: 8.30-19.30 Uhr.
Sonntag: 14.30-19.30 Uhr.
Montags geschlossen.
Aktuelle Preise und den Standort findet Ihr auf der Website des Nationalmuseums.
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