Ecco Le Marche

Ancona hat griechische Wurzeln: Im 4. Jahrhundert v. Chr. gründeten die Griechen hier eine Kolonie. Wegen der ellbogenförmigen Bucht gaben sie der Stadt den Namen Ankon, was auf Deutsch „Ellbogen“ bedeutet. Unter dem Boden der Kathedrale San Ciriaco sind übrigens auch griechische Überreste zu finden.

Doch die Stadt hat ebenso eine römische Vergangenheit, denn 90 v. Chr. wurde es Municipium Ancona genannt. Bei der Erkundung werdet Ihr daher auch auf römische Zeugnisse stoßen: die Überreste des alten römischen Hafens, der von Kaiser Trajan wiederbelebt wurde, sowie ein Triumphbogen zu seinen Ehren. Aber das beeindruckendste Gebäude ist das antike Amphitheater in der Nähe des Doms.

GESCHICHTE DES AMPHITHEATERS


Das Amphitheater wurde in der Zeit von Kaiser Augustus um das erste Jahrhundert v. Chr. erbaut und ein Jahrhundert später von Kaiser Trajan vergrößert. Hier konnten 8000 bis 10.000 Zuschauer Gladiatorenspiele verfolgen. Zum Vergleich: Das mehr als 100 Jahre später erbaute Kolosseum in Rom hatte 50.000 Plätze.
An heißen, sonnigen Sommertagen bedeckte ein Velarium, das war so etwas wie eine große Plane, die gesamte Arena.
Ab dem 6. Jahrhundert n. Chr. verlor das Amphitheater seine Funktion und diente bis zum 18. Jahrhundert als Fundament für Häuser, von denen einige heute noch zu sehen sind. Zwischen dem 13. und dem 17. Jahrhundert musste die Nordseite des Kolossalbaus einem Kloster und der Kirche San Bartolomeo weichen. Später wurde das Kloster wiederum in ein Stadtgefängnis umgewidmet.

Im Jahr 1810 erkannte schließlich der Abt und Historiker Antonio Leoni das Äußere der unteren Mauern als römische Konstruktion. Die ersten archäologischen Ausgrabungen fanden aber erst 1930 statt. Nach dem Erdbeben von 1972 wurde das Gefängnis abgerissen, wobei weitere Teile des Amphitheaters freigelegt werden konnten.

DIE GLADIATORENSCHULE

Wenn man sich über die Via Pio II und die Piazza anfiteatro nähert, fällt einem die große Toröffnung auf, der Arco Bonarelli, benannt nach der wohlhabenden Familie, die hier einen Palazzo besaß. Dies war die ehemalige römische Porta Pompae, durch die die Gladiatoren einst das Amphitheater betraten. Die Mauer zeigt typische Bautechniken der Römer: das opus reticulatum und das opus latericium oder eine Mischung, das opus mixtum. Die Fotos hier unten veranschaulichen die Unterschiede der verschiedenen Techniken:

Weiter in Richtung Via Pio II gehend, könnt Ihr einen überdachten Platz sehen. Hier befand sich die Gladiatorenschule mit kleinem Pool und Thermalbädern. Ein Teil des Mosaikbodens kam bei Ausgrabungsarbeiten zum Vorschein.

BESUCH DES AMPHITHEATERS

Bei geführten Besichtigungen betretet Ihr das Amphitheater durch den Gladiatoreneingang. Wenn das Amphitheater geschlossen ist, könnt Ihr aber zumindest durch eine Pforte auf der rechten Seite des großen Tores über eine Treppe nach oben einen Blick auf die Überreste der römischen Anlage werfen.

Mit-Bloggerin Isabelle war zufällig an einem Tag der offenen Tür dort. Da jemand am Tag zuvor wohl mit einer Holzplattform eingekracht war, konnte sie lediglich einen Teil des Amphitheaters betreten. Aber man konnte wohl immer noch viel sehen, sagt sie.

Vor mehr als 20 Jahren, hat Isabelle sogar einmal einen Rundgang auf der noch erhaltenen Galerie des Gefängnisses gemacht, von der man einen phänomenalen Blick auf das Meer hatte. Das ging dieses Mal nicht mehr, weil die Galerie nicht mehr als stabil galt.

Eine Treppe mit beeindruckenden Stützpfeilern führen in das Innere des Theaters. Oben angekommen, seht Ihr die unterschiedlichsten Ruinenteile: Der Teil unter einem Baldachin besteht aus den Resten des Amphitheaters, fast alle übrigen Mauern, Öffnungen usw. sind Überreste des Klosters und anderer ehemaliger Gebäude, die hier einst auf der römischen Arena errichtet wurden. Weitere Ausgrabungsarbeiten würden natürlich noch mehr von der ursprünglichen römischen Struktur zum Vorschein bringen. Aber man hat sich bewusst dafür entschieden, die Gebäudestruktur so zu behalten, wie sie jetzt ist, weil es sehr anschaulich die ganze Geschichte dieses Ortes widerspiegelt.

Mit der Wandergruppe von Cupramontana erreichte Isabelle über den Parco del cardeto auch einmal die spitze Seite des Amphitheaters. Von dort aus genossen sie einen herrlichen Blick auf die ganze Anlage samt Sitzgelegenheiten; denn heutzutage wird das Amphitheater im Sommer wieder als Freilichttheater genutzt.

TIPPS

  • Hier findet Ihr das Programm des Ancona Jazzfestivals, das im Sommer im Amphitheater stattfindet.
  • Jeden Freitag vom 12. Juli bis Ende August ist das römische Theater Teil der kostenlosen Führungen durch die Kirchen und durch das Diözesanmuseum von Ancona. Start ist um 14.30 Uhr an der Kirche Santa Maria della Piazza. Reservierungen sind nicht erforderlich.

Kategorien: Kultur

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