Ecco Le Marche

Letztes Jahr nutzte Isabelle die FAI Tage (die Tage des offenen Denkmals in Italien), um eine Führung durch das Burgdorf Albacina zu machen. Sie berichtet uns:

Auf meinem Weg nach Cerreto D’Esi , Matelica und den Murales von Braccano bin ich oft am Schild Albacina vorbeigekommen, so dass ich bei den FAI Tagen, die Gelegenheit nutzte, um dort an einer Führung teilzunehmen.

Das Parken war einfach auf dem Aristide Merloni-Parkplatz am Rande der Gemeinde. Der ist nach dem Industriellen Merloni benannt, der in den Nachkriegsjahren mit seinen Warmwasserthermen der Marke Ariston für viele Arbeitsplätze in der Gegend sorgte. (Ariston ist als Marke in Italien so bekannt, wie „Vaillant Geyser“ in Deutschland).

Dann mussten wir nur noch den Hinweisschildern folgen, bis wir die Pfarrkirche San Venanzo erreichten.

Das Lapidarium.

Albacina liegt etwas oberhalb des ehemaligen römischen Municipiums Tuficum, von dem leider nichts mehr zu sehen ist. Ein Municipum war eine von Rom abhängige Stadt. Bei früheren Ausgrabungen wurden zahlreiche römische Steine mit Inschriften gefunden, von denen einige draußen an der Seite der Kirche aufgehängt sind. Es gibt eine Tafel, die die einzelnen Steine erklärt. Dieses Lapidarium (Sammlung von Steinweren) bleibt immer geöffnet, auch wenn die Kirche geschlossen ist.


Dank dieser und anderer Steine, die sich im Gemeindehaus von Fabriano befinden, erfährt man einiges über das Municipium Tuficum. Die römische Präsenz begann dort im 1. Jahrhundert v. Chr. und dauerte bis zum 3. Jahrhundert n. Chr. Es befand sich auf dem Gebiet des heutigen Borgo Tufico, wo sich heute die Ariston-Fabriken befinden, sowie im unteren Teil von Albacina.

Der Priester Don Morelli begann im 17. Jahrhundert mit der Sammlung der Inschriften und sie wurde im 19. Jahrhundert von Don Ambrosini erweitert. Es gibt auch zwei mittelalterliche Inschriften, die neben römischen Steinen hängen. Wir entdeckten zudem eine römische Amphore und einen Stein mit unterschiedlich großen, ausgehöhlten Öffnungen. Es stellte sich heraus, dass es sich um einen Volumenmesser für Flüssigkeiten handelte, also um eine Art antiker Messbecher.

Die San Venanzo Kirche in Albacina.

Wir gingen mit der Führung ins Innere der Kirche: Deren Name bezieht ist dem Bischof San Venanzo aus Luni (Ligurien) gewidmet, der im Jahr 603 in Albacina starb. Dessen Überreste wurden im 12. Jahrhundert in einer Nische der Kirche entdeckt.

Bereits im 4. und 5. Jahrhundert soll hier eine kleine Kirche gestanden haben. Diese wird ebenfalls in einem offiziellen Dokument aus dem 11. Jahrhundert erwähnt. Im 15. Jahrhundert fanden, so wurde es dokumentiert, Umbauten statt. Die Kirche hat die Form eines Rechtecks und sieht von außen eher schlicht aus.

Das Innere der Kirche San Venanzo.

Im Inneren erhielten wir Erklärungen zu einigen der Kunstwerke: dem Triptychon des Maestro aus Staffolo aus dem 15. Jahrhundert, einem Gemälde von Maria mit Kind von Battistini aus dem 19. Jahrhundert und einigen Fresken aus dem 15. und 16. Jahrhundert.

Der Blickfang jedoch war die Callido-Orgel aus dem 18. Jahrhundert. Der Venezianer Gaetano Callido, ein bekannter Orgelbauer fertigte in seinem Leben 430 Orgeln. Einige davon sind heute sogar in Malta und Istanbul zu finden.
Ein Organist, der uns die Funktionsweise von Pfeifenorgeln erklärte, sagte: Früher gab es neben dem Organisten eine Person, die den Blasebalg bediente, heute wird dies mechanisch erledigt.
Diese Orgel hier hatte 45 Tasten, typisch für italienische Orgeln. Die Anzahl der Tasten entsprach dabei der Anzahl der Pfeifen. Natürlich bespielte er auch die Orgel, um uns eine Hörprobe zu geben.

Das Burgdorf Albacina

Wir verließen die Kirche und waren wieder ein wenig klüger. Wir beschlossen, Albacina selbst zu besuchen. Deshalb spazierten wir hinauf zum ehemaligen Stadttor (14. Jahrhundert) und zum Torre dell’Orologio (11.-12. Jahrhundert).
Bereits im 12. Jahrhundert wurde Alvacina (der kleine Fluss) urkundlich erwähnt. Das Castellum gehörte seit dem 14. Jahrhundert zu Fabriano und ist heute immer noch ein Stadtteil der Papierstadt.

Danach schlenderten wir durch die engen Gassen und stellten fest, dass einige Teile völlig vernachlässigt und unbewohnt waren, während andere noch genutzt wurden: ganze 425 Menschen wohnen immer noch in Albacina.

Schließlich erreichten wir das andere Stadttor, an dessen Außenseite sich noch ein Wasserbrunnen aus dem 19. Jahrhundert befindet.

Auch Teile der Stadtmauer waren noch zu sehen:

Als wir zu unserem Ausgangspunkt zurückkehrten, erregte ein Mauerstein unsere Aufmerksamkeit; tatsächlich wurde der Vater des berühmten Komponisten Gaspare Spontini in diesem Haus in Albacina geboren!

Unser Eindruck von Albacina: sehr schön, dorthin zu fahren, schon allein wegen der Aussicht!


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