Ostersonntag – Ende der Fastenzeit
In der katholischen Tradition geht dem Osterfest eine strenge Fastenzeit, auf Italienisch Quaresima genannt, voraus. Für die bis in die Anfänge des 20. Jahrhunderts sehr, sehr armen Bauern der Marken war es ein großer Verzicht, noch weniger zu essen, als sie es sonst taten. Folglich markierte der Ostersonntag einen großen Moment der Freude, des Glücks und … des Essens. Die schwere Fastenzeit war zu Ende und gleichzeitig feierte man die Auferstehung des Erlösers Jesus!
Deshalb ist hier in der Gegend die erste Mahlzeit, das Osterfrühstück, noch wichtiger als das Mittagessen. Und das, wo dem Frühstück in Italien ja sonst weniger Aufmerksamkeit geschenkt wird!
Osterfrühstück – wichtigste Mahlzeit am Ostersonntag
Aber Ostersonntag nimmt man sich Zeit dafür und isst selbstgemachte, schmackhafte Gerichte von herzhaft bis süß. Die Kinder färben gekochte Eier mit einer besonderen blauen Pflanze mit lateinischem Namen Muscari, die im marchigianischen Dialekt Pingiovo (Eierfarbe) heißt:
Die verschiedenen Frühstückszutaten
In jeder Gemeinde (nicht Region!) gibt es Unterschiede, was wie aufgetischt wird, ja, jede Familie hat ihre eigene Tradition. Aber es gibt einige Gemeinsamkeiten, die zu einem marchigianischen Osterfest immer dazu gehören:
Die typische Pizza di Formaggio zum Beispiel. Diese hat nichts mit der weltweit bekannten italienischen Pizza zu tun; es ist vielmehr eine Art Brot, in das verschiedene Käse eingebacken sind. Dazu reicht man Salami, zum Beispiel Salami aus Fabriano oder die berühmte marchigianische Ciauscolo, sowie Süßes. Hierzu gehören wiederum Ciambelle, Agnello, Pizza dolce di Pasqua und noch so einiges mehr.
Calcioni – Spezialität aus Serra San Quirico
Irgendwo zwischen süß und herzhaft liegen die Calcioni: Diese sind ein typisches Ostergericht der Gegend um Serra San Quirico, während sie in Ascoli Piceno Piconi und in Macerata Ravioli dolci genannt werden. Unsere Bezeichnung, Calcioni, kommt vom Cacio-Käse, mit der sie gefüllt sind. Das ist eine Käsesorte, wie wir sie zum Beispiel von den berühmten Cacio&Pepe-Nudeln aus Rom kennen. Andere sagen, sie heißen so, weil sie wie eine kleine Form der zugedeckten Pizza, Calzone, aussehen.
Es gibt in den Marken andere Varianten, bei denen die Gebäckstücke zum Beispiel mit Kakao gefüllt sind oder sogar mit Kichererbsen oder Fave-Bohnen.
Da Laura, Isabelle und ich in der Gegend wohnen, wo man die Calcioni mit Käse macht, haben wir unsere Mamma Graziella gebeten, uns ihr Rezept dafür zu verraten und zu zeigen, wie sie zubereitet werden. Viel Spaß und buon appetito!
Das Rezept
Für die Füllung
- 500 gr. geriebenen Pecorino-Käse
- 500 gr. geriebenen Parmesan-Käse
- 250 gr. Zucker
- 12 Eigelb
- abgeriebene Schale von 2 Bio-Zitronen
Für den Teig
- 6 Eier
- 100 gr. Zucker
- 85 gr. Schmalz
- Mehl (soviel, wie man benötigt, um eine Paste herzustellen)
Zubereitung
Um die Füllung vorzubereiten, beide Käsesorten mit den Eigelben, der Zitronenschale und dem Zucker vermengen und einen Tag stehen lassen, damit die Füllung etwas trocknet.
Am nächsten Tag für den Teig die Eier, den Schmalz und den Zucker in einer Schüssel verrühren und soviel Mehl zufügen, wie für einen konsistenten Teig benötigt wird. Ausrollen und runde Plätzchen von circa 10 cm Durchmesser ausstechen. Auf eine Hälfte etwas von der Füllung geben und die andere Hälfte darüber schlagen und gut andrücken, damit die Calcioni verschlossen sind. Mit Eigelb bestreichen und eine x-förmige Öffnung oben hineinschneiden. Das ist besonders wichtig, denn diese Öffnung wirkt beim Backen wie ein kleiner Vulkan, aus dem etwas von der Käsefüllung austritt und den Calcioni ihr typisches Aussehen gibt.
Im vorgeheizten Backofen bei 180 Grad circa 30 Minuten backen.
Zum besseren Verständnis könnt Ihr Euch gerne Mamma Graziellas Video hier unten anschauen!
Frohe Ostern!
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