Einer der ersten Ausflüge, den Bloggerfreundinnen Laura und Isabelle im neuen Jahr 2022 unternahmen, führte zum neu eröffnete Maria Montessori Geburtshaus. Ja, wir sprechen von der Maria Montessori, die bei uns als wegbereitende Pädagogin sehr bekannt ist und die – vielleicht weniger bekannt – auch eine der führenden feministischen Aktivistinnen des 20. Jahrhunderts gewesen ist, wie man in unserem Artikel über das allgemeine Frauenwahlrecht in Italien nachlesen kann.
Aus Anlass des internationalen Frauentages am 8.3.2018 hatten wir auch schon einen Artikel über Maria Montessori bewegtes Leben veröffentlicht und darin auf das kleine Museum in Chiaravalle hingewiesen, das nunmehr sehr schön renoviert und wieder eröffnet wurde.
Das Haus wurde der Familie zugewiesen, als der Vater eine Stelle als Inspekteur für eine der örtlichen Tabakfabriken annahm. Die Möbel im Haus gehörten der Fabrik und nicht der Familie, deshalb werden diese im heutigen Museum nicht ausgestellt.
Wegen der engen Beziehung, die Montessori Zeit ihres Lebens mit ihrem Heimatort pflegte, entschied die Gemeinde Chiaravalle, das Geburtshaus zu renovieren und zu modernisieren, um dem Ansehen und der Bedeutung dieser Ausnahme-Pädagogin besser Rechnung zu tragen. Innen kann man nun Videos über ihr bewegtes Leben sehen und mittels Objekten und Schautafeln mehr über ihre Erziehungsmethoden, die heute in der ganzen Welt geschätzt und eingesetzt werden, erfahren.
Im ersten Raum, dem Karten Raum, gibt es eine Weltkarte, auf der Stecknadeln ihre Reisen und die unzähligen Besuche in Montessori Schulen weltweit nachzeichnen. Die Weltkarte selber ist nach dem Dymaxion Prinzip des amerikanischen Architekten Buckminster Fuller erstellt: Durch eine spezielle Projektion des runden Erdballes auf eine Karten-Fläche werden alle Orte und Länder mit weniger Größenverzerrung und damit gleichwertig dargestellt.
Im selben Raum kann man sich Videos zu verschiedenen Aspekten ihres Lebens ansehen: Über ihr privates und über ihr öffentliches Leben, über das 20. Jahrhundert, über den Ort Chiaravalle, über die von ihr gegründeten Case dei Bambini (Kinderhäuser) und über ihre international bekannten Schriften und Aktionen. Es finden sich auch ein paar Privatgegenstände Montessoris und ein Manifest von 1950, in dem sie vom Bürgermeister von Chiaravalle geehrt wird, nachdem sie von ihrer Reise nach Indien zurückgekehrt war.
Im nächsten Raum, 3.0-Raum genannt, können die jungen Besucher bereitgestellte Geräte wie iPads nutzen und es gibt eine Videowand und einen digitalen Katalog für Eltern und Lehrer.
Am interessantesten jedoch ist der Methoden-Raum: An der langen Seite des Raumes sind unzählige Objekte und Materialien ausgestellt, die von Montessori für den Unterricht und die Erziehung entwickelt wurden. Die Objekte sollen das Interesse der Kinder nicht etwa durch bunte Farben wecken, sondern dadurch, das ihre Funktion und ihr Nutzen unmittelbar erkennbar ist.
Obwohl, so sagt Laura, wenn die Montessori-Lehrerin ihr die Objekte nicht erklärt hätte, hätte sie bei vielen die Funktion nicht verstanden, selbst bei den Objekten für Vorschulkinder! Das zeigt, dass Montessori ihr Lehrmaterial wirklich für Kinder konzipiert hat, statt für die über die Zeit veränderte Erwachsenen-Logik. Die Lehrerin versicherte, dass sich auch kleine Kinder mittels der Montessori Methoden sogar die Namen der Italienischen Regionen und Hauptstädte einfach merken können!
Natürlich gibt es im Museum auch Objekte zum Anfassen und Begreifen, die so aufgehängt sind, dass Kinder des entsprechenden Alters sie einfach erreichen können:
Jetzt im März ist das Museum an mehreren Tagen der Woche halbtags geöffnet, die jeweils aktuellen Öffnungszeiten kann man hier auf der Museums-Webseite sehen:
www.casamontessorichiaravalle.it
Die Seite ist leider nur in italienischer Sprache, aber man kann die Öffnungszeiten leicht verstehen und man kann vorab ein Ticket reservieren (eventuell sinnvoll, da es in Zeiten von Corona eine Besucherbeschränkung gibt).
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